Fakultät für Maschinenbau und Sicherheitstechnik

Erste virtuelle Doktorprüfung an der Fakultät Maschinenbau und Sicherheitstechnik

21.06.2020|11:01 Uhr|Ralf Jahn

Erste virtuelle Doktorprüfung an der Fakultät Maschinenbau und Sicherheitstechnik

Am 18. Juni 2020 bestand an der Fakultät für Maschinenbau und Sicherheitstechnik wieder einmal ein Promovend erfolgreich seine Doktorprüfung. Das Besondere daran war, dass die mündliche Prüfung diesmal, ganz anders als zuvor, da sie in einem virtuellen Raum erfolgte. Diese Doktorprüfung war die erste Distanz-Doktorprüfung an der Fakultät für Maschinenbau und Sicherheitstechnik der Bergischen Universität Wuppertal.

Zu den Hintergründen und Erkenntnissen interviewte Herr Ralf Jahn (Öffentlichkeitsarbeit Sicherheitstechnik) im Anschluss an dieser Veranstaltung zuerst den Promovend Herrn Heinrichsmeyer und im Anschluss den Vorsitzenden der Prüfungskommission Herrn Prof. Barth vom Lehrstuhl Methoden der Sicherheitstechnik/Unfallforschung.

Zunächst herzlichen Glückwunsch Herr Doktor Heinrichsmeyer! Sie legten eben an der Fakultät für Maschinenbau und Sicherheitstechnik erfolgreich ihre mündliche Doktorprüfung ab und dürfen nun in Bälde dem Tag entgegensehen, mit der Übergabe der Urkunde durch den Dekan zum Doktor der Ingenieurwissenschaften (Dr.-Ing.) promoviert zu werden.

Ja und vielen Dank! Das war tatsächlich in mehrfacher Hinsicht ein ganz besonderes Ereignis für mich.

Was war den so besonders für Sie an diesem Ereignis?

Nachdem ich ebenfalls wie zahlreiche andere Promovenden einige Jahre mehr oder weniger im 24/7-Modus mit dem Erarbeiten meiner Dissertation befasst war und diese schlussendlich beim Promotionsausschuss eingereicht hatte, durfte ich der finalen mündlichen Prüfung am 18.06.2020 entgegenfiebern. Selbstverständlich war mit der Festlegung des Prüfungstermins auch klar, dass es nun galt, sich gründlich auf dieses Ereignis vorzubereiten. Bei der mündlichen Prüfung erwarteten mich zwei Teile, ein 30-minütiger Vortrag gefolgt von einer bis zu 90-minütiger Disputation mit den Gutachtern meiner Dissertation bzw. Mitgliedern der Prüfungskommission.

Sie sprachen eben davon, dass die Prüfung in mehrfacher Hinsicht "besonders" für Sie gewesen sei. Was meinen Sie damit?

Besonders wurde die Prüfung infolge der CoVid-19 Krise und den dadurch erforderlich gewordenen Abstand- und Hygieneregeln. Diese Regeln gelten seit Beginn der Pandemie konsequent auch an der Bergischen Universität Wuppertal zum Schutz der Gesundheit. Vor diesem Hintergrund beschloss meine Prüfungskommission abweichend von dem üblichen Format einer "Präsenz-Prüfung" in den Räumen am Campus Grifflenberg, mich am Prüfungstag in einem "virtuellen Raum" einzuladen um Vortrag und Disputation in dem neuartigen "Distanz-Format" durchzuführen. Das Besondere ergab sich aus dem Umstand, dass dies nicht nur für mich, sondern auch für die Mitglieder der Prüfungskommission zur Ersterfahrung werden sollte.

Wie kann ich mir diesen "virtuellen Raum" eigentlich vorstellen?

Die Krise zwang uns auch an der Bergischen Universität Wuppertal dazu, mit Beginn des Sommersemesters den Lehrbetrieb zum Schutz der individuellen Gesundheit auf ein Format "Uni@Home" umzustellen. In diesem Kontext erwarb die Universität bereits in der anfänglichen Krisenphase eine Lizenz für das Video-Konferenzraumsystem "Zoom" und machte dieses Konferenzraumsystem über unser Zentrum für Informations- und Medienverarbeitung (ZIM) den Lehrstühlen zugänglich. Sofern ein Laptop oder ein vergleichbares Gerät zur Hand ist, kann man damit minutengenau ausgewählte Personen zu einer virtuellen Begegnung einladen und dies mit Ton und Bild. Zeitweise können sich Teilnehmer auch in einen Warteraum begeben und später wieder in den Konferenzraum gebeten werden. Im Konferenzraum lassen sich Präsentationen vornehmen, diese kommentieren und vieles vieles mehr.

Mir scheint, das kommt den Möglichkeiten realer Konferenzen schon ziemlich nahe. Bei Keksen und dem Konferenzkaffee dürften dann aber wohl die Grenzen der Virtualität erreicht sein oder?

Da haben Sie recht. Um Speisen und Getränke müssen sich die Teilnehmer solcher virtuellen Konferenzen selbst kümmern.

Zum Abschluss unseres Gesprächs würde mich noch interessieren, ob Sie trotz dieser außergewöhnlichen Umständen insgesamt mit dem Verlauf ihrer Doktorprüfung zufrieden sind oder ob Sie wichtige Verbesserungsmaßnahmen für erforderlich erachten.

Ich erlebte meine mündliche Prüfung als eine mit großer Sorgfalt vorbereiteten Veranstaltung. Angefangen bei meiner Doktormutter Prof. Petra Winzer, den weiteren Gutachtern Prof. Arun Nagarajah und PD Nadine Schlüter sowie Prof. Manuel Löwer und Prof. Barth erfuhr ich von allen Beteiligten ein hohes Maß an Fairness. Die wissenschaftlichen Debatten waren fordernd jedoch stets auf Augenhöhe. Wäre die Veranstaltung nicht eine Prüfung mit meinem Streben nach einem möglichst guten Ergebnis gewesen, hätte sich bei mir vielleicht sogar so etwas wie ein Wohlbefinden entwickelt. Ich kann Ihnen jedoch sagen, die obligatorische Prüfungsanspannung blieb auch im virtuellen Raum sehr real!

Herr Prof Barth, Ihnen oblag der Vorsitz der Doktorprüfung, waren also quasi der Chef im virtuellen Prüfungsraum. Dann hat wohl auch Ihnen keiner ein Wasser gereicht oder?

Raffiniert formuliert. Tatsächlich wurde ich hervorragend unterstützt, sogar mit einem realen Wasser. Für eine Unterstützung des gesamten Prüfungsgeschehens im Vorfeld und während der Durchführung selbst hatten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Lehrstuhls für Produktsicherheit und Qualität (PSQ) in vorbildlicher Weise gesorgt.

Sie betonten eben die Vorbereitung. Ist die Vorbereitung einer Doktorprüfung im virtuellen Raum derart anders als im Präsenz-Format?

In der Tat ist der Stellenwert der Vorbereitung für mich eine der wichtigsten Erfahrungen aus dem erlebten. Zur Vorbereitung gehört insbesondere die IT-Ausstattung. Diese muss nicht nur verfügbar sein, sondern auch angemessen beherrscht werden. Sehr nützlich empfand ich, dass wir einige Tage vor der Prüfung einen simulierten Probelauf durchführten. Die dabei augenscheinlich gewordenen Defizite konnten dann noch stressfrei abgestellt werden. Um sich als Vorsitzender auf seine Pflichten und Aufgaben aus der Promotionsordnung konzentrieren zu können, zeigte sich die Unterstützungsfunktion eines Zoom-Beauftragten als empfehlenswert. Dieser organisierte die Veranstaltung, lädt alle Teilnehmer dazu ein, hilft bei einem allfälligen trouble-schooting u.v.m. Auch während der Durchführung der mündlichen Prüfung gab es einen Erfahrungszugewinn. Wichtig ist das disziplinierte Verhalten aller Teilnehmer während der gesamten Veranstaltungszeit. Das gilt für das Ein- und Ausschalten des persönlichen Mikrophons und der eigenen Kamera. Andere ausreden lassen und andere nicht ins Wort fallen sind wichtige Verhaltensregeln.

Gibt es für Sie persönlich eine ganz besondere "learning lesson" aus Ihrer ersten virtuellen Doktorprüfung?

Da möchte ich zwei Aspekte nennen: zum einen fühle ich mich mit der Erfahrung dieser ersten virtuellen Doktorprüfung befähigter um zukünftige Promovenden bei deren Vorbereitung auf die mündliche Promotionsprüfung zu beraten und zu begleiten. Zum anderen will ich meine Wahrnehmung insgesamt in der Weise zusammenfassen, dass eine mündliche Doktorprüfung im virtuellen Raum nicht schlechter ist als in der Realität, aber auch nicht besser. Vielmehr ist dieses Distanz-Format lediglich "anders" und zwar für alle daran Beteiligten.

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